Lumineszierende Mineralien
Deutschland ist ein Geologisch reich strukturiertes Land mit einer großartigen
Bergbautradition. In vielen Gegenden finden sich geologische Sehenswürdigkeiten,
Schaubergwerke, Mineralien- und Fossilienfundstellen die nur auf einen
Besuch warten. Die Museen vieler Städte und Universitäten
besitzen Mineraliensammlungen mit zum Teil einmalig schönen Fundstücken.
Eine Besonderheit einiger Mineralien zeigen die sogenannten UV-Kabinette,
in denen man bestimmte Mineralien mit Ultraviolettem Licht bestrahlt,
wodurch sie zur Emission von Lumineszenzlicht angeregt werden. Die
Lumineszenz von Mineralien kann entweder durch die Baugruppen der
Mineralien selbst (intrinsische Lumineszenz) oder durch eingebaute
Fremdionen (extrinsische Lumineszenz) verursacht werden. Im Gegensatz zu
organischen Lumineszenzfarbstoffen ist es bei Mineralien schwierig
zwischen Fluoreszenz und Phosphoreszenz zu unterscheiden. Mineralien wie
der Aragonit zeigen mitunter ein deutliches, für die Phosphoreszenz typisches,
Nachleuchten. Zusätzlich gibt es bei verschiedenen Proben auch noch unterschiedliche Emissionsfarben
je nach dem ob man mit kurzwelligen oder langwelligen UV Licht anregt. Die abgebildete Probe zeigt bei kurzwelliger
Anregung nicht nur eine Blaue Emission, sie leuchtet auch noch etwa 20 s nach. Man erkennt auch, dass die blaue Emission
an anderen Stellen der Probe erfolgt als die rosa Emission.
Calcit bestrahlt bei 366 nm, kein Nachleuchten
Calcit bestrahlt bei 254 nm, ca. 10 s Nachleuchten
In den
Lewis and Clark caverns im US Bundesstaat
Montana gibt es einen ganzen Höhlenabschnitt der aus durchscheinenden
Aragonit besteht. Wird das Licht gelöscht, ist die Caverne ausschließlich
durch das geisterhafte rosa Phosphoreszenzlicht des Aragonits erleuchtet,
ein Traum !
Ebenfalls in den USA liegt eine der bekanntesten Fundstellen für fluoreszierende Mineralien, der Franklin Distrikt im US-
Bundesstaat New Jersey. Von hier kommen wundervolle Mineralstufen, teiweise mit zwei oder gar drei verschiedenen Emissionsfarben.
Wernerit unter UV Licht
Willemit unter UV Licht
Ebenfalls aus Franklin stammt diese Leihgabe der Jenaer Mineraliensammlung mit Willemit und Sphalerit
Ein nur 2 cm großer Micromount aus meiner Sammlung mit einer
Zweifarbenemission basierend auf Sphalerit
Das wohl in Deutschland häufigste Lumineszierende Mineral ist
Fluorit (CaF2). Fluorit wird als sogenannter Flußspat
abgebaut und in der Metallurgie als Fliessmittel verwendet. Wichtige Flußspatreviere
befinden sich im Erzgebirge, im Vogtland und in der
Oberpfalz. Fluorit
kommt in den Unterschiedlichsten Farbvariationen vor. Die Palette reicht
von fast farblos, über schwach grün, violett in
unterschiedlichen Intensitäten, bis zu schwarz. Die Farbe und möglicherweise
auch die Fluoreszenz des Minerals werden durch Verunreinigungen mit
anderen Ionen (Y3+, Ce4+, Mn2+, Eu2+)
hervorgerufen. Der Fundort in Wiedersberg (Vogtl.) liefert Handstücke in den Farben hellgrün bis violett,
meist mit einer schönen Fluoreszenz.
Fluorit (Cumberland, UK)
Fluorit, Grube "Hertha" Wiedersberg, Vogtl.
Fluorit zeigt neben seiner Fluoreszenz auch eine schöne und leicht zu beobachtende Thermolumineszenz. Dabei wird ausgenutzt,
dass sich im Verlauf langer erdgeschichtlicher Zeiträume, durch die natürliche Radioaktivität oder durch Höhenstrahlung,
Gitterstörungen im Mineral anreichern. Erhitzt man eine solche Mineralprobe über seine Sprungtemperatur hinaus, so wird die in den
Gitterstörungen enthaltene Energie freigesetzt, oft unter Lichtemission. Erhitzt man z. B. ein Stück Fluorit mit einem Gasbrenner
in einem Reagenzglas, so fängt es an zu zerspringen und wandelt sich unter Lichtaussendung in ein relativ farbloses Pulver um.
Das Pulver ist immer noch Fluorit zeigt aber keine Lumineszenz mehr. Diese Thermolumineszenz
kann zur Altersbestimmung von gebrannten Materialien verwendet werden.
Fluorit bei Tageslicht
Thermolumineszenz von Fluorit auf der Heizplatte bei über 300°C
Meine kleine Sammlung an UV - Mineralien enthält noch weitere Stücke die durch Zukauf, als Geschenk oder als Urlaubsmitbringsel
dazugekommen sind. Letztlich gehören auch lumineszierende Gläser und Metallsalze dazu.
Holzopal Vom Wintermühlenhof im Siebengebirge
1 (ein Geschenk von Dr. E. Klein)
Aragonit aus Sizilien
Mit Europium und Cer dotierte Calciumphosphatgläser
(Geschenk von Frau Dr. D. Ehrt, Inst. für Glaschemie)
fluoreszierender Bernstein aus der Dominikanischen Republik
Das ist ein Becher aus hochreinen Quarzglas. Er fluoresziert bei 254 nm. Bei der Herstellung ist Sauerstoff verlorengegangen und so
sind Fehlstellen im Quarzgitter entstanden. Hier fluoresziert also quasi nichts, wirklich erstaunlich.
(Geschenk von Frau Dr. D. Ehrt, Inst. für Glaschemie)
Den Hackmanit hat mir ein Freund geschenkt. Er zeigt nicht nur eine schöne und intensive orange Fluoreszenz, sondern auch eine Tenebreszenz.
Das heist er verblasst im Dunkeln und zeigt nach Bestrahlung mit Licht eine tief violette Farbe.
Die Friedrich-Schiller-Universität hat eine sehr schöne, öffentlich
zugängliche
Mineraliensammlung.
Das UV-Kabinett beinhaltet wirklich sehenswerte lumineszierende Mineralien
aus aller Welt und natürlich auch aus Thüringen.
Die wohl schönste Mineraliensammlung in Europa und wahrscheinlich auch in der Welt befindet sich in Freiberg (Sachsen).
Im restaurierten Schloss bietet die Ausstellung
terra mineralia über
3500 Mineralienstufen von ausgesprochen hoher Qualität und einmaliger Schönheit. Bemerkenswert für mich waren die vielen Fluorite,
mit allen möglichen Farben und Formen und Einzelkristallen mit unglaublichen Kantenlängen. Natürlich gibt es auch ein
UV Kabinett mit vielen schönen, fluoreszierenden Mineralien.
1. E. Klein, F. Höhle, H.-Lorenz, Neue Holzopale vom Wintermühlenhof im Siebengebirge, Mineralien-Welt 4 (2006) 38-42